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Donnerstag, 29. August 2013

Bullshit Jobs



"Der gegenwärtige Produktionsapparat ist also einerseits diese gigantische Maschine zur psychischen und physischen Mobilisierung, zum Aufsaugen der Energie der überschüssig gewordenen Menschen, andererseits ist er diese Maschine zum Aussortieren, die den konformen Subjektivitäten das Überleben gewährt und alle "Risikoindividuen" im Stich lässt, all jene, die einen anderen Gebrauch des Lebens verkörpern und ihm gerade dadurch widerstehen. Auf der einen Seite erhält man die Gespenster am Leben, auf der anderen Seite lässt man die Lebenden sterben. Das eben ist die spezifisch politische Funktion des gegenwärtigen Produktionsapparats. Sich jenseits und gegen die Arbeit zu organisieren, aus dem Regime der Mobilisierung kollektiv zu desertieren, die Existenz einer Lebenskraft und einer Disziplin in der Demobilisierung selbst zum Ausdruck zu bringen, ist ein Verbrechen, das eine Gesellschaft in Bedrängnis nicht bereit ist, uns zu verzeihen; es ist tatsächlich die einzige Art, sie zu überleben."
Unsichtbares Komitee: Der kommende Aufstand, Edition Nautilus 2010, S. 33/34



Winter
Hat sich jemals einer Gedanken darüber gemacht, woran es liegt, dass fast alle Arbeiten, die etwas mit hoher persönlicher Verantwortung zu tun haben - Fahrdienstleiter, Assistenzärzte, Polizisten -, oder Berufe, die konkrete Hilfeleistungen für andere Menschen anbieten - Ernährungsberater, Sozialarbeiter, Altenpfleger, Rettungssanitäter -, oder Berufe, in denen die Liebe zum Lebendigen wichtig ist - Tierpfleger, Gärtner, Erzieher -, oder kreative und forschende Arbeit wie die von wissenschaftlichen Mitarbeitern an Universitäten - warum diese Tätigkeiten so prekär sind und so schlecht bezahlt werden? Warum können freiberufliche Autoren, Journalisten, Grafiker, Künstler, Musiker von ihrer produktiven Arbeit kaum noch leben, ganz im Gegensatz zur "Content"-Industrie, die diese Kreativität lediglich parasitär vermarktet und vermittelt? Und hat mal jemand über die Frage nachgedacht, wozu ein Unternehmen überhaupt Unternehmensberater braucht?

Parasiten



"Quite an experience to live in fear, isn't it? That's what it is to be a slave."
Replikant Roy, in "Blade Runner", 1982, Regie: Ridley Scott




Abstrakt. Aquarell
In letzter Zeit sind hier und da Kommentare zu lesen, die eine Abkehr von der Abhängigkeit von Großkonzernen fordern. Weg von der Abhängigkeit vom Strom- und Benzin- , vom Kartoffel- und Matratzenkartell, weg von der Abhängigkeit von Medienkonzernen, von Nahrungsmittelkonzernen, von Ölkonzernen, von Pharmakonzernen. Es gibt kaum noch Lebensbereiche, in dem der moderne Mensch zwischen mindestens zwei gleichwertigen Alternativen wählen kann, weder in seinem Konsumverhalten noch in seiner persönlichen Lebensführung.