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Sonntag, 9. Juni 2013

In Memoriam


"Wir leben in der besten aller Welten, sagen Menschen mitunter. Ich denke, wir haben in der besten aller Welten gelebt, dann wurden wir gierig, dann wollten wir immer mehr, und dann wurde irgendwann das Licht gnädig ausgeschaltet."
Sybille Berg auf SPIEGEL online: Wir haben leider keine Zukunft für dich, 01.06.2013




Amrum, Abend
Dies ist eine Liste von aussterbenden menschlichen Verhaltensweisen und Eigenschaften.

Sinn für Gerechtigkeit und Fairness. Ein Bewusstsein für die Tatsache, dass es grundsätzlich unfair und feige ist, wenn eine Meute einen ungeschützten Einzelnen angreift.

Solidarität und Zivilcourage. Für Menschen öffentlich eintreten, die unfair behandelt und von einer Mehrheit angegriffen werden. Nicht, um sich damit als "guter Samariter" zu profilieren, sondern um der Gerechtigkeit, des Kräfteausgleichs willen.

Authentizität. Wird heute überaus geschätzt, jeder will authentisch zu sein. Das Problem ist nur: So etwas muss man sich zumindest hierzulande auch finanziell leisten können.

Das gelehrte Gespräch auf Augenhöhe zwischen Menschen, die sich als gleichberechtigt und gleichrangig erkennen, Menschen mit einem gesunden Selbstwertgefühl, die es deshalb nicht nötig haben, sich entweder durch Kriechen und Anschleimen an "Höherrangige" oder durch Treten und Hacken auf "Statusniedere" aufzuwerten.

Demut. Jede größenwahnsinnige Führungskraft sollte einmal mindestens 30 Minuten in den nächtlichen Sternenhimmel starren müssen. In den Städten wird das leider unmöglich sein.

Integrität und Unbestechlichkeit

Das Aushalten von Paradoxien, von Widersprüchen, vom Sowohl-als-auch.

Abstraktions- und Differenzierungsvermögen.

Einer Sache dienen und nicht kleinkarierten Egoismen und subjektiven Befindlichkeiten.

Im Ausgesprochenen das Ungesagte mithören.

Zuhören können.

Im richtigen Moment schweigen.

Der Typus des breit gebildeten Kosmopoliten, des Globetrotters, des Weltbürgers. Damit sind keine Jetsetter und keine Bonusmeilen-Sammler gemeint.

Das Bestreben, das eigene Leben zu transzendieren, es einem höheren Zweck zu widmen, Fackelträger zu sein.

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