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Dienstag, 12. Februar 2013

Animal Nation


"Weh dem Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt."
Christian Morgenstern

"Intelligent life is all around us."
Peter Gabriel, Animal Nation, 2002



Zebraherde, Namib-Wüste
Tiere – das sind Lebewesen, die Schmerz empfinden können. Sie werden kreuz und quer über den ganzen Erdball gescheucht, gehetzt, hin und her gekarrt und verschickt, als ob es tote Materie wäre. Biologen und Reproduktionsmediziner, aber auch Naturschutzorganisationen überbieten sich darin, Wildtiere in ihren Lebensräumen zu überfallen, zu fangen, mit Hubschraubern, Betäubungspfeilen, Fallen, Käfigen, Sendern, Markern zu malträtieren und in permanenten Stress und Schrecken zu versetzen, offiziell zum Wohle der Tiere selber, aber allesamt oftmals nur getrieben von falschen Forscherehrgeiz oder von Profitinteressen. Hier steht die Technik im Vordergrund, hier tobt sich primitive Machtgier aus, absolute Macht über Leben und Tod des Tieres, wenn man schon keine Macht über die eigene Spezies ausüben kann. 
Welche Wirkung die Forschung auf die Tiere und ihr Verhalten hat, ist vollkommen zweitrangig. Ich glaube, manche delektieren sich regelrecht an den Bildern, wo verzweifelt flüchtende Tiere vom Helikopter aus abgeschossen werden, wie sie in die Fallen tappen, die ihnen gestellt werden, und wir sind live dabei, wie aufregend ist das alles.

All diese Vorabendsendungen aus den Zoos und Tierparks. Wer braucht sowas, wer guckt sich das an, diese kümmerlichen Gehege, diese klaustrophobischen Käfige, diese erbärmlichen Lebensbedingungen mit den billig wirkenden Felsenkulissen aus Beton. Was steckt dahinter, ist es unterdrückter Sadismus, der die Redakteure dazu bringt, Tiere vorwiegend in demütigenden Situationen abzufilmen? Dieser scheinheilige Vorwand, eine bestimmte aussterbende Art ließe sich nur noch in Gefangenschaft erhalten. Das ist eine wunderbare Ausrede für professionelle Wilderer, Großkonzerne und Regierungen, die Lebensräume der Wildtiere weiter zu zerstören. Man darf sicher sein: je mehr Zoos, je mehr Tiersendungen, desto schlimmer steht es um die, die man zu schützen vorgibt. In einer NDR Reportage über Zootiere im Winter werden beiläufig Löwen gezeigt, die in ihren winzigen Käfigen rotieren. Pausenlos. Diese Bilder sind schamlos. Die Grausamkeit wird gar nicht mehr als solche wahrgenommen.

Tierdokumentationen haben mittlerweile den Charakter einer Vorabend Soap Opera, die Tieren bekommen Namen, und es muss auf jeden Fall eine blutrünstige Szene dabei sein, sonst wird’s ja langweilig.

Von den Folterkellern der Pharmaforschung zugunsten der Krone der Schöpfung, den widerwärtigen Bedingungen in der Nutzviehhaltung und den Schlachtbetrieben und auch nicht von den Schergen im Auftrag von Großkonzernen, die alles daran setzen, um alles Lebendige, allen genetischen Code, egal ob tierisch oder pflanzlich, zu patentieren, das heißt zu privatisieren und für Profitinteressen einzusetzen.

Laut dem World Wildlife Fund sind 40% der bekannten Arten bereits jetzt bedroht. Die meisten Lebensräume sind durch den Menschen zerstört, kaputte Habitate, wohin man sieht. Vernichtet durch Vergiftung von Boden, Wasser, Luft, vernichtet durch den vom Menschen beanspruchten Platz, durch brutales Urbar machen, Abfackeln, Abholzen, Planieren, Roden, Trocken legen, Asphaltieren, Pflügen, Beweiden, vernichtet durch fehlende Nahrungsquellen, weil wieder irgendeine Art innerhalb der für die verblödete Menschheit nicht begriffenen komplizierten Nahrungskette ausgestorben ist, vernichtet durch hemmungslosen Verbrauch als menschliche Nahrung, wir haben es nur wieder einmal viel zu spät gemerkt, um rechtzeitig einzugreifen. Und dabei haben wir es immer noch nicht geschafft, alle lebenden Arten vollständig zu erforschen, die komplexen Biotope, die Ozeane, die Luftströmungen.

Naturschutz ist ein Wettlauf gegen die Uhr. Die NGO's sind vorrangig an ihrem eigenen Fortbestand orientiert und weniger daran, sich selber überflüssig zu machen. Gipfel der Perversion ist es, die kommerzielle Jagd an Wildtieren als Artenschutz zu deklarieren. Erst eine Antilope, dann der Büffel, und dann muss es noch ein Löwe und ein Nashorn sein. Eine Gier, die nie zu befriedigen ist. Der Zutritt zu Naturparks wird bald nur noch für zahlungskräftige Jagdgruppen möglich sein. Natur und Tierwelt sind längst zur Ware geworden, die Profit abwerfen muss. Beim Canned Hunting – Jagen aus der Dose - werden Löwen gezüchtet  und dann im eingezäunten Gehege den Trophäenjägern zum Abschuss feilgeboten – zum Preis von 5.000 bis 25.000 Dollar. Alles unter dem Deckmantel des Artenschutzes. Mittlerweile leben am Kap mit über 5.000 Tieren mehr Löwen in Gefangenschaft als in Freiheit (etwa 2.000). Die Zahl der aus Südafrika exportierten getöteten Löwen als Jagdtrophäe hat sich zwischen 2006 und 2011 um 122 Prozent erhöht.

Oder nehmen wir als Beispiel das Bienensterben (FAZ, SPIEGEL). Die Ursachen sind neuartige Pestizide, die direkt auf die Saat aufgebracht werden. Chemiekonzerne scheffeln damit Milliarden. Die geschwächte Immunabwehr der Bienen ist nicht mehr rückzüchtbar, weil der Genpool mittlerweile zu klein ist. Die wenigen Wildbienenvölker, die es noch gibt, sind nicht effizient genug. Die Bienen sind die Vorboten für das, was uns allen noch blüht. Für eine Umkehr ist es bereits zu spät. Es wird nun ernsthaft über Roboterbienen nachgedacht. Dann sollte man konsequenterweise auch gleich über die Abschaffung der menschlichen Spezies nachdenken. Der Planet wird es uns danken. Wenn Menschen in die Natur eingreifen, um ihr ihre größenwahnsinnigen Vorstellungen aufzuzwingen, treten immer unübersehbare Folgen auf, zu deren Bekämpfung wieder enorm viel Geld investiert werden muss.

Wer wissen will, welche Parteien in Deutschland es mit den Tierschutz und den Tierrechten ernst nehmen und welche lieber die Interessen der Nahrungsmittelindustrie-Lobby bedienen, sollte diesen Artikel lesen.
"Zu einem Verbot von betäubungslosen Amputationen (s. u.a. meine Beiträge „Fieses aus der Milchwirtschaft“, Ossietzky 10, 2010, „Fieses vom Geflügelhof,“ Ossietzky 11, 2010 und „Fieses aus der Schweinemast“, Ossietzky 21, 2010) sind SPD, Grüne und PDL wohl bereit, Union und FDP jedoch „eher nicht“. Ähnlich stellen sich diese Parteien zur strikten Regelung qualfreier Tiertransporte und dem Verbot experimenteller Vivisektionen. Nur SPD, PDL und Grüne sind dafür, endlich die Tierschutz-Verbandsklage zu ermöglichen. Aber alle im Parlament vertretenen Parteien sind gegen Ausbau und Stärkung der Veterinärbehörden und damit gegen wirksamere Kontrollen im Sinne des Tierschutzes."

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